Barrierefreiheit beginnt mit Planung: Warum frühzeitige Maßnahmen entscheidend sind
Rund 90 Prozent aller Wohnungen, in denen ältere Menschen leben, sind laut einer Studie des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe nicht altersgerecht. Das bedeutet: Der Großteil dieser Haushalte ist mit baulichen Hürden versehen, die im Alltag erhebliche Einschränkungen und Risiken mit sich bringen können. Stufen am Hauseingang, schmale Türen, enge Bäder, hohe Duschwannen oder Türschwellen sind nur einige der häufigsten Barrieren, die Senioren das Leben erschweren. Bewegungsflächen für Rollatoren oder Rollstühle fehlen oft ebenso wie ein sicherer Zugang zu Balkon oder Terrasse.
Dabei wünschen sich die meisten Menschen, auch im hohen Alter in den eigenen vier Wänden bleiben zu können – möglichst selbstständig und sicher. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, das Zuhause frühzeitig auf zukünftige Bedürfnisse vorzubereiten.
Vorausschauend umbauen – eine Investition in Lebensqualität und Werterhalt
Besonders sinnvoll ist es, den Abbau von Barrieren im Rahmen eines Neubaus oder einer umfassenden Modernisierung einzuplanen – idealerweise lange bevor das Rentenalter erreicht ist. So lassen sich Anpassungen ohne Zeitdruck umsetzen und in die Gesamtplanung integrieren. Laut Thomas Penningh, Präsident des Verbands Privater Bauherren (VPB), ist dies eine lohnende Investition: „Barrierearme Häuser passen sich nicht nur allen Lebensphasen flexibel an, sondern verfügen auch über einen hohen Wiederverkaufswert.“
Ein altersgerechter Umbau dient somit nicht nur der persönlichen Sicherheit und dem Komfort, sondern steigert auch den langfristigen Wert der Immobilie.
Förderprogramme nutzen: Finanzielle Unterstützung für barrierefreies Wohnen
Der altersgerechte Umbau wird staatlich gefördert. Nach einer vorübergehenden Pause ist seit April 2012 das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ wieder verfügbar. Es ermöglicht zinsgünstige Darlehen für barrierereduzierende Maßnahmen in selbst genutzten oder vermieteten Wohnräumen. Pro Wohneinheit können bis zu 50.000 Euro für Maßnahmen wie den Einbau bodengleicher Duschen, das Entfernen von Türschwellen oder die Installation von Aufzügen finanziert werden.
Auch Einzelmaßnahmen werden gefördert – ideal für schrittweise Modernisierungen.
Mehr Komfort durch intelligente Technik
Neben baulichen Veränderungen spielt moderne Haustechnik eine immer größere Rolle beim altersgerechten Wohnen. Smarte Technologien tragen dazu bei, Sicherheit und Komfort zu erhöhen – besonders in kritischen Alltagssituationen.
Ein Beispiel: Bewegungsmelder, die in dunklen Fluren automatisch Licht einschalten, verhindern gefährliche Stolperunfälle in der Nacht. „Viele Unfälle passieren, wenn Menschen im Dunkeln den Lichtschalter suchen“, erklärt Hartmut Zander von der Initiative Elektro+. Bewegungsmelder sorgen nicht nur für Sicherheit, sondern helfen auch beim Energiesparen, da das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird.
Auch automatisierte Rollläden, die sich zu bestimmten Tageszeiten öffnen und schließen, entlasten ältere Menschen im Alltag. Das mühsame Ziehen am Gurt entfällt – besonders bei körperlichen Einschränkungen ein echter Gewinn an Lebensqualität.
Ergonomische Elektroinstallation: Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Beim Neubau oder bei der Renovierung sollten Lichtschalter in einer Höhe von etwa 85 Zentimetern und Steckdosen in 40 Zentimetern Höhe installiert werden. Diese Höhen sind bequem erreichbar – auch für Menschen im Rollstuhl. Kontrastreiche Farben, große Tasten und integrierte Leuchtmarkierungen erleichtern die Bedienung zusätzlich.
Diese Details mögen unscheinbar wirken, machen im Alltag jedoch einen entscheidenden Unterschied – vor allem, wenn die Beweglichkeit nachlässt oder das Sehvermögen eingeschränkt ist.
Mit kleinen Maßnahmen große Wirkung erzielen
Nicht immer ist ein kompletter Umbau notwendig. Auch mit einfachen Mitteln lässt sich ein Wohnraum sicherer und komfortabler gestalten. Schon das Entfernen lose verlegter Teppiche oder das Verlegen rutschfester Bodenbeläge kann das Sturzrisiko deutlich senken. Herumliegende Kabel sollten fixiert oder in Kabelkanälen sicher verlegt werden.
In vielen Fällen kann auch ein Zimmertausch sinnvoll sein: Wenn die Wohnung über mehrere Etagen verfügt, sollte geprüft werden, ob sich Wohn-, Schlaf-, Bad- und Küchenbereiche auf einer Ebene konzentrieren lassen. So wird der Alltag erleichtert und unnötiges Treppensteigen vermieden.
Fachkundige Beratung als erster Schritt
Bevor mit dem altersgerechten Umbau begonnen wird, lohnt sich die Beratung durch eine unabhängige Fachkraft – beispielsweise einen zertifizierten Wohnberater oder Architekten. Diese Experten erkennen Optimierungspotenziale, helfen bei der Planung und unterstützen auch bei der Beantragung von Fördermitteln.
Fazit: Wer frühzeitig an später denkt, kann sein Zuhause in eine sichere, komfortable und zukunftsfähige Umgebung verwandeln. Altersgerechtes Wohnen ist kein Luxus – es ist eine vorausschauende Entscheidung für mehr Lebensqualität im Alter.